Kultur und Pflege

Winterharte Kakteen

Herkunft, Kultur- und Pflegeanleitung

Herkunft:
Seit über 100 Jahren werden winterharte Kakteen in Deutschland kultiviert. Dieses Pflanzen­material war sehr nässeempfindlich im Winter und hatte deshalb nur wenige Liebhaber. Zwischen­zeit­lich wurden in Gebirgsgegenden der südwestlichen USA in Höhen von 2.000 m bis 3.000 m neue Standorte von nässe- und kälteunempfindlichen Pflanzen gefunden. Diese Echinocereen und Escobarien halten Tiefst­tem­pe­ra­­turen bis – 25° C und Matschwetter schadlos aus.

Kultur:
In der Freilandgärtnerei „Winter-Kaktus“ werden auf 8.000 m² seit über 25 Jahren tausende Pflanzen kultiviert. Die dort kultivierten Arten und Formen wurden durch züchterische Maßnahmen an die winter­lichen Bedingungen unseres hiesigen Klimas in Südwestdeutschland angepasst (selektive Auslese). Die Pflanzen der 3. bis 4. Generation vermehren sich inzwischen selbstständig. Um das genetische Potential zu erhöhen wurde stark hybridisiert, so dass in den kommenden Jahren viele neue schöne Formen und Sorten vermehrt wer­den können. Die meisten Arten blühen im 4. bis 5. Jahr zum ersten Mal, so dass ein Generations­wechsel ca. 5 Jahre dauert.

Pflege:
Die Pflege dieser Pflanzen ist bei Beachtung einiger grundsätzlicher Dinge und Vorarbeiten problemlos. Sie werden bei guter Pflege viele Jahrzehnte alt und teilweise recht groß. Einzelne Arten wie z.B. Echino­ce­reus paucispinus können halbkugelige Polster bis 1 m Ø bilden.

• Winterharte Kakteen sind absolute „Sonnenanbeter“ – deshalb nur Standorte bepflanzen, welche den ganzen Tag totale Sonneneinstrahlung aufweisen. Dies gilt speziell auch für den Winter, wenn die Sonne sehr tief steht (Schatten von gegenüberliegenden Häusern oder Bäumen). Winterharte Kakteen benö­ti­gen jeden Sonnenstrahl, der möglich ist. In ihren Herkunftsgebieten haben sie zwei- bis dreimal soviel Sonnenstunden pro Jahr wie hier in Deutschland.

• Bei einer Anpflanzung muss die Bodenfläche eine leichte Schräge haben. Notfalls muss ein flacher Hügel angelegt werden, um auffallendes Regenwasser schnell abfließen zu lassen.

• Das Erdsubstrat in meiner Kultur besteht aus 10 - 20 % Lösserde (Felderde) und 80 - 90 % Bims. Der aus Gewichtsgründen eingesetzte Bims kann jederzeit durch ein Gemisch aus ande­ren Gesteins­arten wie fein­körnige Lava, Gesteinsgranulat, feiner Schotter, grobkörniger Sand und ähnliches ersetzt werden. Die Erdmischung sollte extrem wasserdurchlässig sein. Eine gute Drainage ist ebenfalls erfor­der­lich. Die Oberfläche der Anpflanzung kann zwecks Unkraut- vermeidung mit einer 5 cm starken Splitt­schicht (Körnung ca. 5 - 10 mm) abgedeckt werden.

• Im Herbst verfärben sich viele Pflanzenkörper ins rotbraune und schrumpfen. Bei einigen Arten über­win­tern die Früchte, so dass sie erst im nächsten Jahr vor der Blütezeit reifen. Die Verfärbung der Pflanzenkörper entsteht durch Bildung von Frostschutzstoffen. Beides – das Schrumpfen wie auch der Frostschutz ermöglichen überhaupt erst das Überleben einer Pflanze, die zu 90 % aus Wasser besteht.

• Ende April bis Anfang Mai pumpen sich die winterlich geschrumpften Pflanzenkörper wieder voll und setzen Knospen an. Blütezeit der meisten Arten ist Mitte Mai bis Ende Juni.

• In den meisten Gegenden Deutschlands mit höherem Jahresniederschlag ist es notwendig, die Pflanzen im regnerischen Win­ter mit einem seitlich offenen, transparenten Regenschutzdach zu versehen. Pflanz­­stand­orte an der Hauswand-Südseite sind zu empfehlen.

• Die von der Fa. Winter-Kaktus angebotenen Kugelkakteen sind durchschnittlich 6 - 10 Jahre alt, die Opuntien 3 - 4 Jahre. Alle Pflanzen werden im Freiland ohne Regen­schutz kultiviert (Jahresniederschlag ca. 600 mm). Da immer nur gut blühende Pflanzen durch Samen ver­mehrt wurden, sind zwischenzeitlich alle Pflanzen gute Blüher.

• Schädlinge (Läuse) sind bei winterharten Kakteen nicht bekannt. Gelegentlich können an einzelnen Pflan­zen Pilz­erkrankungen beobachtet werden, speziell bei zu großer Nässe und zu wenig Sonnen­licht. Hier sollte in den kalten, regnerischen Monaten des Jahres ein seitlich offenes, transparentes Regenschutzdach benutzt wer­den.